Unsere Geschichte ab 1872
Ein Blick zurück auf viele Jahrzehnte voller Frohsinn, Engagement und Tradition! Peter de Bake hat die Geschichte des Kupferdreher Karnevals liebevoll in dieser Chronik festgehalten.
Links findest du die ungekürzte Version als PDF mit vielen tiefgehenden und spannenden Geschichten, während du unten durch die gekürzte Version mit Bildern schmökern kannst!
Die Anfänge
Die moderne Geschichte des Kupferdreher Karnevals beginnt am
6. Januar 1872, als in einer Gaststätte an der Velberter Straße die Karnevalsgesellschaft „Lot gohn as et geht“ gegründet wurde. Die Gründer Johann Stöckmann, August Weubel und Wilhelm Wimmershof legten damit den Grundstein für das bis heute bestehende närrische Treiben in Kupferdreh. Diese Gesellschaft gilt als älteste noch aktive Karnevalsgesellschaft des Ortes und feiert in der Session 2025/26 ihr 154. Jubiläum.
Lot gohn im Jahr x
Gründung von Kupferdreh und neue Vereine
Nur drei Jahre später, 1875, entstand aus den Honnschaften Hinsbeck und Rodberg die Gemeinde Kupferdreh. Im selben Jahr gründete sich der Gänsereiterverein, der bis heute existiert. Das sogenannte „Reiten nach der Gans“ geht auf eine Tradition spanischer Soldaten aus dem 16. Jahrhundert zurück. Aus dem brutalen Ursprung entwickelte sich ein Geschicklichkeitsspiel, bei dem heute eine hölzerne Gans mit Gummihals verwendet wird. Wer den Kopf abreißt, wird als König oder Königin des Vereins geehrt. Dieses Reiten fand früher auf dem Kupferdreher Marktplatz statt und entwickelte sich bald zu den ersten Rosenmontagszügen des Ortes.
Gänsereiten Jahr x
In den 1880er Jahren verbreitete sich der Karneval in der Region rasant. 1882 wurde in Heisingen die Gesellschaft „Ohne Angst“ gegründet, die sich durch ihre Spottlust und Konflikte mit der Obrigkeit auszeichnete. 1894 änderte sie ihren Namen in „Gemütlichkeit Heisingen“, um weiteren Repressionen zu entgehen. Auch in Byfang entstand 1903 eine Theatergruppe, der Dilettantenverein Wohltun, der frühzeitig Karnevalsfreude mit Bühnenkunst verband. 1957 ging daraus die Prinzengarde Wohltun Byfang hervor.
"Ohne Angst" Jahr x
Kriegszeiten und Wiederaufbau
Der Erste Weltkrieg brachte das Vereinsleben weitgehend zum Erliegen. Nach 1917 begannen die Karnevalisten jedoch, das Brauchtum wiederzubeleben. Die Heisinger Gesellschaft „Gemütlichkeit“ fusionierte mit Theatervereinen, um Kräfte und Mittel zu bündeln. 1921 kam mit dem Bürgerschützenverein „Wilhelm Tell“ ein weiterer wichtiger Akteur hinzu, der sich aktiv am Karneval beteiligte.
In den 1920er Jahren erlebte der Karneval neue Impulse: Das Schubkarrenrennen wurde wieder eingeführt, das seinen Ursprung im 16. Jahrhundert hatte. Auch 1929 wurde in Heisingen der erste Prinz Karneval gekürt, 1930 erstmals ein Prinzenpaar.
Mitte der 1930er Jahre entstand der erste Festausschuss für den Kupferdreher Karneval, der sich um Organisation und Finanzen kümmerte. In dieser Zeit wurden bereits prachtvolle Wagen gebaut, und 1936 berichteten Zeitungen von einem „Närrischen Fußballspiel“ am Karnevalssonntag.
altes Bild Schubkarrrennen oder altes Bild Prinzenpaar
Karneval im Nationalsozialismus und Zweiter Weltkrieg
Ab 1937 wurde der Einfluss der Nationalsozialisten spürbar. Der Karneval sollte nun „Frohsinn in völkischer Gemeinschaft“ ausdrücken. Dennoch entstanden neue Gruppen wie der humorvolle „Club der Unterernährten“ in Rodberg, der das alte „Hahneköppen“ übernahm – eine volkstümliche, inzwischen symbolisch gepflegte Tradition.
Mit dem Beginn des Zweiten Weltkriegs 1939 kam das närrische Treiben erneut völlig zum Erliegen. Viele Mitglieder fielen im Krieg, und das Vereinsleben lag am Boden.
Bild CdU/Hahneköppen
Wiederbeginn nach 1945
Erst 1948 rollte wieder ein Rosenmontagszug durch Kupferdreh, organisiert vom Verkehrs- und Verschönerungsverein. Der Erlös aus närrischen Fußballspielen – etwa 1949 – wurde wohltätigen Zwecken wie der „Essener Nothilfe“ gespendet. In dieser Zeit entstanden neue Vereine, darunter der „Club der Braven“, dessen Könige zunächst beim Schweinefangen ermittelt wurden – eine Praxis, die bald durch tierfreundliche Wettbewerbe ersetzt wurde.
1949 trat der Kupferdreher Karneval dem Verband Rheinisch-Bergisch-Märkischer Karnevalsgesellschaften bei. Auch in anderen Stadtteilen blühte das närrische Leben auf: 1948 fand der Karneval mit dem Kirchenchor Cäcilia in Burgaltendorf statt, 1951 mit Gründung der Altendorfer Karnevalsgesellschaft (AKG), 1953 mit dem neuen Gänsereiterverein Essen-Kupferdreh-Byfang und Gründung von Musikzügen wie dem „Spielmannszug Glück Auf“.
1954 fand erneut ein närrisches Fußballspiel statt, dessen Erlös Kriegsgefangenen zugutekam. In den Folgejahren beteiligten sich auch bekannte Sportler, u. a. Olaf Thon, Michael Zorc und Jens Lehmann.
Bild erster Zug nach Krieg?/sonst Brave mit Ermittlung König
Festausschuß Kupferdreher Karneval
Der Rosenmontagszug stand 1959 vor dem Aus, doch der Reiterverein Zieten rettete ihn. Als dieser 1971 die Organisation abgab, gründeten engagierte Karnevalisten den „Festausschuß Kupferdreher Karneval“ (FKK). Vorsitzende waren im Laufe der Jahre u. a. Gerd Siegel, Richard Simon, Norbert Tüffers, Hubert Kost und seit 2022 Fabian Walaszewski.
Reiterverein Zieten Jahr X
Vereinsgründungen und neue Traditionen ab den 1960ern
In den 1960er und 1970er Jahren entstanden viele neue Gesellschaften: 1963 die KG Rot Grün mit jährlicher Regentschaftsermittlung durch Bogenschießen, 1970er die Raubritter von Rodberg als Heimat- und Trachtenverein, 1976 „Dä Rodberger Klevplaster“, bekannt für ihr „Kappeskönigspaar“. 1977 wurde die jährliche Gemeinschaftssitzung aller Vereine unter dem Dach des Festausschusses eingeführt.
1977 versuchte die Stadt Essen, alle Stadtteilzüge in einen zentralen „Groß-Rosenmontagszug“ zu vereinen. Kupferdreh lehnte dies ab – mit Erfolg. Trotz kurzzeitig sinkender Zuschauerzahlen 1978 entwickelte sich der Zug zu einem Publikumsmagneten mit bis zu 100.000 Besuchern in den 1980er Jahren. Besonders gefeiert wurde 1983 (111-jähriges Jubiläum) und 1989.
Wegen des Golfkriegs (1991), eines Orkans (1990) und Sturmwarnungen (2016) musste der Zug mehrfach abgesagt werden. 2021 fiel er der Corona-Pandemie zum Opfer, 2025 einer Bombendrohung, die glücklicherweise ohne Folgen blieb.
Gemeinschaftssitzung Jahr x
Neue Bräuche und Ehrenämter
Am 11. November 1978 wurde erstmals das Hoppeditzerwachen gefeiert – ein Brauch, bei dem die Karnevalssession offiziell eröffnet wird. Erster Hoppeditz war Peter de Bake, der die Rolle insgesamt 18 Jahre ausübte. Nachfolger waren u. a. Detlef Zabel, Marcel Paschinski, Stefan Bleichardt, Fabian Walaszewski, erneut Peter de Bake und seit 2023 Nico Schneider.
Ein Jahr später, am 11.11.1979, entstand die KG Einigkeit Blau Rot, die ihr Königspaar traditionell beim Kegelturnier ermittelt.
1981 richteten die Kupferdreher erstmals ein Herbstfest aus, das rund 20.000 Besucher anzog und zur Finanzierung des Rosenmontagszugs diente. 1984 war sogar die Deutsche Weinkönigin zu Gast.
Hoppeditzerwachen Jahr x
Ereignisse der 1980er und 1990er Jahre
1982 feierte die GKG Gemütlichkeit Heisingen ihr 100-jähriges Bestehen mit einem großen Schubkarrenrennen. Im selben Jahr besuchte Bundespräsident Karl Carstens Kupferdreh, wo er von Karnevalisten mit einem Wappenteller und Küsschen empfangen wurde.
Eine 1972 erlassene Tierschutzverordnung bedrohte 1984 erneut das Gänsereiten und Hahneköppen, doch die Vereine reagierten kreativ: Sie ersetzten echte Tiere durch Holz- und Stoffattrappen.
Attrappe für xy
1987 brachte Stabsfeldwebel Toni Pointinger die Bundeswehr-Fußballnationalmannschaft und den FC Schalke 04 zu einem Benefizspiel zusammen – zugunsten des Kupferdreher Karnevals.
1989 wurde der erste „Narrenmarkt“ veranstaltet, auf dem Künstler auftraten; er fand letztmals 1998 statt.
Ab 1993 beteiligten sich die Karnevalisten auch an Sommerfesten der Werbegemeinschaft und unterstützten ab 1998 regelmäßig Kinderkarnevalveranstaltungen. 1998 erschien zudem Peter de Bakes Buch „Kupferdreher Narrengeschichte(n)“ zum 125-jährigen Jubiläum.
Fußballspieloder Narrenmarkt oder Sommerfest
2000 bis heute
In den 2000er Jahren suchten die Vereine neue Einnahmequellen: Verkaufsstände auf dem Weihnachtsmarkt (2005–2009) und eigene Oktoberfeste (2010–2011). 2007 führte die KG Rot Grün die inzwischen überregional bekannte „Lila Sitzung“ ein – eine inklusive Karnevalssitzung für schwule, lesbische und heterosexuelle Narren.
2015 gründete sich die KG Rumbacher Narren, die sich dem Festausschuss anschloss. Seit 2022 ist auch der Spielmannszug Blau-Weiß Heisingen wieder Teil des Kupferdreher Karnevals.
"Lila Sitzung" Jahr x
Ehrenkonsuln und Auszeichnungen
Seit 1982 werden beim Kupferdreher Karneval Ehrenkonsuln ernannt – Persönlichkeiten aus Politik, Gesellschaft und Wirtschaft, die sich um den Karneval verdient gemacht haben.
Ernennung Ehrenkonsul
Stand 2025
Die Chronik wurde von Peter de Bake geschrieben und von Ulf Niesen gekürzt.
Die Platzhalter wurden mit KI erstellt.